Apps kennt jeder. Aber was ist mit Bots? Eine neue Generation von intelligenten Anwendungen wächst gerade heran. Das sollte man jetzt wissen.
Was sind eigentlich Bots?
Bots sind Programme, die eigenständig mit dem Benutzer kommunizieren können. Sie kennen sicherlich schon einen sogenannten Chat Bot: Siri von Apple, Cortina von Microsoft oder Amazons Alexa. Diese sogenannten “Intelligent Personal Assistants” basieren auf künstlicher Intelligenz und können in der Regel über jedes Thema befragt werden. Die Resultate bzw. Antworten sind nicht immer überzeugend, wie so mancher schon festgestellt hat. Aber wir sind ja noch am Anfang.
Mit Bots kann man auch über Text kommunizieren. Dafür bieten sich bestehende Kommunikations-Platformen wir z.B. der Facebook Messanger an. Hier finden wir zunehmend Bots, die auf ein spezielles Thema spezialisiert sind. Poncho, über deren Launch in New York ich schon berichtet habe, beantwortet Fragen zum Wetter und gibt Freizeit-Tipps.
Die nächste Stufe der Bot-Evolution sind sogenannte Action Bots. Sie reden/schreiben nicht nur, sondern handeln auch. Sie sammeln eigenständig Informationen, die für uns wichtig sind und melden sich genau dann, wenn wir diese brauchen. Sie buchen Flüge, suchen nach Wohnungen oder Jobs und überweisen sogar Geld.
Wo leben diese Bots?
Messenger Anwendungen (z.B. Facebook Messanger) sind mittlerweile beliebter als Telefonate. Sprache, Texte, Bilder und Videos können bequem und schnell ausgetauscht werden. In diesem “natürlichen Habitat” hat sich jetzt auch der Bot angesiedelt. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen sind es die Nutzer leid, sich für jede neue Anwendung zu registrieren und eine App herunterzuladen (“App Fatigue”). Der Messenger muß für die Anwendung nicht verlassen werden und wird die zentrale Kommunikation-Platform. Zum anderen überrascht es, wie intuitiv diese Programme geworden sind. Es macht einfach Spaß, sich mit ihnen zu beschäftigen.
Der Bot kann hier ganz natürlich in die Kommunikation eingebettet werden. Gesprächspartner ist in diesem Fall ein Algorithmus (oder eine Datenbank). Der Unterschied zu einer “richtigen” Person wird immer weniger offensichtlich je weiter die Technik ist. Und das weckt das Interesse von Unternehmen. Wie schön wäre es, wenn die Kommunikation mit einem Kunden über Bots abgewickelt werden könnte? Ein Bot ist schliesslich 24 Stunden einsatzbereit und ist niemals müde. Facebook und andere Anbieter könnten an den Kunden-Chats mitverdienen und für jede Transaktion, die ein Bot erledigt, eine Gebühr abzwacken. Ein verlockendes Geschäftsmodell entsteht.
Facebook und Apple setzen auf Bots
Facebooks 900 Millionen Nutzer sind eine Goldgrube für diese neue Art von Apps, die momentan noch fast ungenutzt ist. Das Unternehmen hat deshalb gerade eben die Zusammenarbeit mit ausgewählten Partnern verkündet, die Bots für den Messenger entwickeln dürfen. Der offizielle Name des Programms lautet “Bots on Messenger”.
Apple ist natürlich auch dabei. Der Messenger des Unternehmens, iMessage, wird von fast einer Billion Menschen täglich genutzt. Bei der Vorstellung des neuen iPhones letzten Mittwoch hat das Unternehmen verkündet, einen eigenen App-Store für iMessage zu entwickeln. In der Vergangenheit hatte Apple immer den größten Erfolg, wenn es anderen erlaubt hat, Programme (bzw. Apps) für seine Produkte zu entwickeln. Die Chancen stehen gut, dass dies auch in der Zukunft der Fall sein wird.
Die neuen Alleskönner ?
Es entsteht mittlerweile eine neue Bot-Industrie. Die Anwendungsmöglichkeit sind vielfältig: Bots buchen Hotel-Zimmer, empfehlen Musik oder Filme, suchen Arbeitnehmer, bestellen Essen schlagen Rezepte vor.
Eine besonderes nützliche Anwendung hat sich der 19-jährige Joshua Browser aus London ausgedacht: Sein “erster Rechtsanwalt-Roboter” DoNotPay hat schon 160.000 Parktickets in London und New York abgewendet. Durch einfache Fragen findet der Bot heraus, ob es rechtlich möglich ist, ein ausgestelltes Parkticket anzufechten.
Und das mit Erfolg: Er hat den Nutzern bis dato 4 Millionen US-Dollar in Strafen erspart. Wenn das kein gutes Argument für Bots ist!
It always brightens my day to receive these emails. I wish the local governments would just follow the rules pic.twitter.com/1gz6NjYSs3
— Joshua Browder (@jbrowder1) June 26, 2016